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"Wanderung durch die winterliche Boddenlandschaft"

 

"Erleben Sie eine geführte wissenswerte Wanderung mit Märchengeschichten und Erzählungen zur Natur. Das Angebot des Nationalparkamtes ist kostenlos, eine Spende ist aber gern gesehen."

 

Ich bin neugierig und 11.00Uhr am Treffpunkt an der Darßer Arche in Wieck. Und bin erst einmal baff... wir sind elf und vier Kinder. Temperatur um Null, die Sonne zwar da, aber nur mäßig zuverlässig. Und erst recht noch nicht drei veranschlagte Stunden wärmend. 

Später werde ich erfahren, dass wir tatsächlich eine überraschend und außergewöhnlich große Gruppe sind. Die Wanderung findet jeden Freitag statt.

 

Und dann geht es auch direkt los. An und mit der Linde vor der Arche. Wofür ist und tut sie gut? Ja... stimmt! Heilender Lindenblütenhonig, Lindenblüten- und Blättertee! Und so weiter! Aber viel spannender ist doch, warum die Blätter herzförmig sind! Da freut sich der Ranger fasziniert und erzählt ausschweifend aus der Mythologieschatzkiste...: Die Liebe war es einst, die dazu animierte, aus einem quadratischen Blatt ein herzförmiges zu schneiden. Und seither wachsen sie nun so herzig.

Ein Diktiergerät in der Tasche wäre gut. Die große Informationspalette ist wissenschaftlich und märchenhaft bunt. 

Klar. Seit 1991 feilt Herr Storm an seinen Führungen. Sammelt Geschichten und Erkenntnisse, um sie dann weitergeben zu können. Mit einer Begeisterung, die selbst die Kids fesselt.

 

Die Wanderung beginnt rechts an der Arche vorbei und nächster Stop ist bei der großen Eiche am Straßenrand. Auch hier gibt es viel zu erzählen. Lacher inklusive. Die Gruppe hört interessiert zu. Unter anderem erfahren wir, dass der Wald einst die Tierpopulation natürlicherweise schlicht durch die Abwurfmenge von zum Beispiel den Eicheln regulierte. Und dann denke ich darüber nach, ob ich mal Eichel-Kaffee probieren sollte-wollte. Ein Rezept aus Notzeiten. 

 

Kurz vor dem Bodden dann rechts am Weg eine Fischland-Darß-Zingst-Karte. Auf dieser erklärt er uns die Entstehung des FDZ. Wie die Insel nach Norden gewachsen ist. Heute alles sehr schön sichtbar anhand der verschiedenen Waldstrukturen - besonders gut in Luftaufnahmen zu sehen. Und er erzählt uns, dass einst von der Ostsee Sand zum Bodden herüber gebracht und hier ein Strand für Badende unterhalten wurde. Jetzt säumt Schilf nahezu lückenlos die Uferkante. Und wir laufen auf dem Deich nach rechts, Richtung Bliesenrade. Zwischendurch immer wieder informative Pausen und Geschichten. Auch jede Menge Naturschutzaufklärung mit aha-Momenten. Er verheimlicht nicht, wie schwierig die Durchsetzung naturschützender Maßnahmen ist. Viele Anliegen münden und verebben einfach in Interessenkonflikten. 

 

 

Wir laufen weiter rechts am Bodden entlang und kommen schließlich ins kleine Wäldchen von Bliesenrade - dem einzigen Waldstück an der ganzen Halbinsel-Bodden-Küste. Gefühlt auch ein wirklich verwunschener Ort. 

Und noch ein kulinarischer Tipp vom Wegesrand, weil dort gerade schon zarte Brennnesselblätter wachsen: diese mit Zwiebeln in Butter geschwenkt seien ein Gedicht! Glaubt jeder dem davon sehr begeisterten Storm sofort.

Nach einem kurzen Hakenschlag sind wir auf dem Deich und gegen 14.00Uhr in Wieck zurück... um viele Eindrücke, Geschichten und Informationen über Flora, Fauna und die großen und kleinen natürlichen Zusammenhänge reicher. 

Drei Besucherinnen brechen vorzeitig ab - das sei normal, nicht jeder Nerv wird getroffen - oder aber zu stark. Das Nationalparkamt und die Ranger polarisieren. Auch das darf ich auf dieser Tour einmal mehr lernen.