· 

...und plötzlich liegt da ein EINBAUM an der Wasserkante !

 

 

 

 

Seit Samstag, 22.Januar'22 flaniere ich mal wieder auf für mich ganz neuen Spuren des Prerower Künstlers Theodor Schultze-Jasmer. Eine wunderbare Horizonterweiterung im Suchen und Finden. Der jüngste Sturm hat mir den Blick darauf ermöglicht... auf ein EINBAUM. 

...und plötzlich liegt da ein EINBAUM an der Wasserkante !

 

Es gibt keine Zufälle, nein, es fällt einem zu.

Und genau so durfte ich am Samstag zur Entdeckung dieses Einbaum zwischen Mittelweg und Langseer Weg hinzu kommen... wunderbar! 

Ein Fund der für mich völlig neuen Art mit einer bisher unbekannten Dimension und Horizonterweiterung.

Hatte ich doch diese Bootsform nicht wirklich für die hiesigen Strände in meinem Kopf. Auch wenn ich schon mal vor einigen Jahren in Stralsund mit einem dort gemachten Fund konfrontiert wurde. Gefühlt unendlich weit weg vom Darß.

Jetzt, hier, an diesem Schönwettersamstag nach den Sturmtagen kam dieser EINBAUM quasi aus dem Nichts zu mir.

Dabei liegt er schon wie lange dort??? In einer Moorschicht fest verwachsen und unter Sand begraben.

Im Zuge dieser Offenbarung erfuhr ich sogar, dass Theodor Schultze-Jasmer 1954 einmal ein EINBAUM am Weststrand fand. Es befindet sich heute in der Bootssammlung des Meeresmuseums Stralsund. Sein Alter konnte damals nicht bestimmt werden - jetzt möchte man aber auch dieses Unikat nochmal neu bewerten.

Die Entdeckung weiterer ähnlicher Stücke in der FischlandDarßZingst-Region ist bisher nicht bekannt.  

 

Am Sonntag Morgen, 23.01.22, haben dann René Roloff - der Finder, Meister der Darßer Türen und Bürgermeister, sein Sohn Johannes und Annette Weidemann diese Kostbarkeit so gut wie möglich vermessen, fotografiert und zur Sicherung getarnt. 

 

Ich selbst suchte und fand am Dienstag, 25.01.22, die Stelle und ohne Wissen hätte ich nie gedacht, dass... 

 

Am Mittwoch Vormittag, 26.01.22, Grau. Naß von allen Seiten. Es wird gar nicht richtig hell. Eiskalter Wind. Der Wasserstand Sturmgepeitscht steigend. Viel Sand wieder aufgespült in den letzten Tagen. Fotos nachbelichtet. 

Dennoch!!! Ein eindrückliches Aufgebot an EINBAUM-Bergungswilligen nur drei Tage nach Fundmeldung. Gemeinde Prerow, Meeresmuseum Stralsund, Archäologisches Landesmuseum Schwerin, Nationalparkamt, Darßmuseum Prerow, Kurverwaltung Born - alle in persona vertreten plus Fotograf. Diese Bergung geht nur mit enthusiastischer Gruppenmotivation. 

 

Ich selbst bin auch da. Zwischendurch stockt die Aktion, ausgebremst von den Wassermassen, die ständig nachlaufen... der Borner Kurbetrieb wird mit seinen Mitteln zu Hilfe gerufen. Ich muss zwischendurch kurz weg... verpasse DEN Bergungsmoment und als ich zurückkomme liegen die Überreste des EINBAUM bereits gut verpackt transportfertig im Auto. 

Von der Zeit meiner Abwesenheit finde ich noch am gleichen Abend Bilder auf Facebook und bekomme auch ein Bild der geborgenen Überreste von Frau Puffpaff.

 

Aber natürlich gehe ich nochmal an den Strand und tauche ganz allein mit mir in die Atmosphäre ein. Bin eigentlich froh, im entscheidenden Moment nicht da gewesen zu sein. Zu viel Trubel für mich, zu viel Gerät am Strand.

Ich mag meine Bilder vom Samstag. Schon fast Sonnenuntergang, etwas ruhiger nach den Sturmtagen, ein schöner Frieden am Strand. Einfach laufen und Sein. Mein Entdeckergeist mal wieder hellauf begeistert. 

Ich mag die Erinnerung an den Moment des Entdeckens und Eintauchens in eine Welt, die wieder so weit weg ist von unserer heutigen.

Allein auch die Vorstellung davon, mit wieviel hochtechnisierten Geräten jetzt daran geforscht wird... an diesem Boot, welches vielleicht einst das nackte Überleben sicherte, ist für mich schwer greifbar. Der Kontrast der einst absoluten Natürlichkeit im Leben zu unseren mitunter ziemlich unnatürlichen Lebensabwandlungen heute... 

Einmal wieder eine Geschichte zum Vertiefen. Irgendwann. Vielleicht. 

 

Viel interessanter für mich JETZT ist vielmehr, wie es Schultze-Jasmer damals ging, als er "sein" EINBAUM vor 68 Jahren entdeckte und fotografierte.

In diese Zeit, in diesen Moment und in diese Gedankenwelt kann ich emotional besser eintauchen. 

Hat er diesen Fund irgendwie, irgendwo künstlerisch umgesetzt? Zumal er, ganz ehrlich, optisch ein wirklicher Hingucker ist. 
Noch habe ich dazu nichts gefunden oder gehört. Ein neues Forschungsprojekt für mich und es gibt noch Zeitzeugen, welch ein Glück.

 

Hier meine Bilder von diesem letzten Mittwoch im Januar'22 und jene Informationen, die ich im www. fand, bzw. geschickt bekam :

PREROW

Ein Team vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege unter der Leitung des Unterwasserarchäologen Dr. Jens Auer hat am Mittwoch Teile eines Einbaums am Darßer Weststrand zwischen Prerow und Born geborgen. Noch ist unklar, wie alt die Wrackteile sind. „Dafür müssen Holzproben genommen werden. Einbäume wurden über einen langen Zeitraum mit derselben Technik hergestellt. Er könnte mittelalterlich sein oder sogar steinzeitlich”, sagte die ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin Annette Weidemann dem Nordkurier.