Sonntag Morgen. Ahrenshoop. Blick auf den Strand von oben. Lust und Neugier. Ich will noch höher hinaus. Leuchtturm. Am Nachmittag bis zum viel zu frühen Abend. Im Wind. Je höher, desto heftiger. Kann Kamera und Handy kaum halten. Und dann mein erstes Mal!!! Zum ersten Mal sehe ich Møn. Bisher hörte ich immer nur, dass das wohl geht. Und HEUTE kann ich es bestätigen. Ein herrliches erstes Mal hoch oben auf dem Leuchturm.
Von oben betrachtet relativiert sich so vieles.
Von oben, und damit nicht das "von oben herab", sondern einfach das erhöht Stehen - das ist es, was oft DEN Unterschied macht.
Herr Corssen empfiehlt sogar, sich nach dem Aufstehen auf einen Stuhl zu stellen und den Tag aus dieser erhobenen Position mit all seinen Möglichkeiten zu begrüßen.
Ich praktiziere das heute mal mit dem erhöhten Strandblick in Ahrenshoop und sauge den Weitblick völlig in mich auf. Ein tolles Gefühl.
Die tosenden Wellen, sicher gefährlich, wäre ich jetzt mitten unter ihnen, aber ich bin in bester Sicherheit.
Die Menschen... auch hier keine Konflikte... jeder lebt sein eigenes SEIN.
Die schnell ziehenden und sich formierenden Wolken. Scheinbar Regen am Horizont gen Norden. Darüber weiße Wollen vor strahlend blauem Himmel... Mehr Harmonie geht nicht. Es ist perfekt.
Und ich frage mich, wie perfekt muss es doch erst vom Leuchtturm aus sein?!? Mit dem Blick in alle Richtungen. Mittendrin und gleichzeitig mit Horizonterweiternder Aussicht.
Ich muss das gleich mal für mich herausfinden...
Auf meinem Weg gen Norden durchfahre ich teilweise das Regenband, welches ich gerade aus der Ferne sah und dann erlebe ich sogar bei Wieck den Regenbogen dazu. Einfach ergreifend schön. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mal wieder.
Und dann Leuchtturm im Grau erreicht. Nich lang schnacken, Kopp in Nacken und hoch da!
126 architektonisch tolle Stufen in schönem, historischen Backstein-Ambiente und ich stehe 28m über Darß und Ostsee.
Ein gutes Gefühl. Auch wenn der Wind echt pfeift, als hätte er das illustre Luftmassenwälzen eben erst entdeckt. Habe wirklich Respekt und umklammere meine Fotohelfer sehr. Notizen machen verkneife ich mir. Sauge einfach nur in mich auf. Die Weite... Møn mit Erinnerungen an mein Sein dort... der so weit reichende Blick bis zum aktuellen Horizont.
Etwa eine Stunde lang beobachte ich das Kommen und Gehen der anderen Gäste im sich permanent ändernden Licht - verursacht von den rasenden Wolken am Himmel und der geradezu hastig gen Wasser fallenden Sonne. Es verspricht ein magischer Sonnenuntergang zu werden an diesem Sonntag der schnellen Lichtwechsel.
Ich erlebe ihn auf Augenhöhe, weil das Natureum um 16.00Uhr seine Türen schließt.
Und wieder auf Meereshöhe bin ich nicht mehr die Gleiche, die ich vorher war... vor der Turmbesteigung. Habe mein erstes Mal Møn gesehen.
Der Kopf ist sowas von frei gepustet und die Gedanken haben einen viel weiteren Horizont erreicht, als sie ohnehin auch hier unten am Meer schon erreichen können.
Das Leuchtfeuer trägt mich in die Nacht...