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Wie aufregend! Wir sind Briefmarke!

   

Ich gehöre nicht zu den geladenen Gästen. Egal! Ich möchte trotzdem gerne irgendwie dabei sein... am Leuchtturm und der feierlichen Einführung der neuen 

45-Cent-Marke, die ab heute auf den (Urlaubs-)Postkarten die Welt erobern wird... mit unserem schönen Leuchtturm als Motiv!

Die 70-Cent-Marke zeigt den Wangerooger Leuchtturm. Beide Marken sind 4.500.000 mal aufgelegt und werden verkauft, bis diese Drucke alle sind. Die Entwürfe stammen von Johannes Graf nach Fotografien von Reinhard Scheiblich und sie komplettieren eine umfassende Leuchtturmreihe, die seit 2004 in verschiedenen Werten gedruckt wird. Wangerooge und Darßer Ort sind nun Nummer 27 und 28 in der Serie der Leuchtturm-Sonderpostwertzeichen.

 

Kurz vor Elf bin ich da, das Festzelt steht, die geladenen Gäste verschwinden alle darin, die "Tür" bleibt geöffnet, aber die Security wacht. 

Vor dem Zelt ein Stand der Deutschen Post mit allem Möglichen von den neuen Marken über Ersttagsblatt und abgestempelter Postkarte bis hin zu allerlei anderem, was mein Herz weniger begehrt... Spielzeug etc. 

Das Wetter könnte nicht besser sein, herrlicher Sonnenschein und es herrscht eine ganz eigene, ruhige, irgendwie andächtige Stimmung. Bis "De Prohner Hafengäng" pünktlich 11.00Uhr losträllert und den Festakt eröffnet. Danach ergreift Dr. Marcus Erdmann als Erster das Wort und beantwortet gleich jene Frage, die sich wohl die meisten stellen: "Warum der Darßer Leuchtturm?" - "Weil er einfach so schön ist!".

Ja! Das klingt plausibel! 

In der Folge wird er dann natürlich noch sachlicher und seine Nachredner knüpfen an... ich höre unter erschwerten Bedingungen von draußen zu, die Security und jene, die unvorbereitet in die Situation platzen und dann Fragen haben, schnacken einfach zu laut. 

Ich höre etwas von Leuchttürmen und deren Bedeutung für die Sicherheit in der Seefahrt, ihrer Stellung in der Kunst und dass der Darßer Backsteinbau bereits 1974 auf der 20-Pfennig-Marke in der ehemaligen DDR abgedruckt war. 

     

 

Dann wird es zu mühsam als Zaungast und ich beschliesse, einfach mal von oben einen Blick auf die Szenerie zu werfen - zahle Eintritt ins Museum und steige die 134 Treppenstufen zur Aussichtsgalerie auf 27,8 Metern empor. Dort angekommen entdecke ich, dass sogar der Raum mit dem Leuchtfeuer heute geöffnet ist und besichtigt werden kann. Das ist äußerst selten und ich fühle mich gleich einmal wieder als Glückskind. 

Die großen Linsen wurden 1848 aus Paris per Kutsche importiert und hier montiert - welch unglaubliche Leistung. In Deutschland gab es seinerzeit solche Arbeiten noch nicht. Erst der Warnemünder Leuchtturm motivierte die Deutschen, in jener Linsenbaukunst nachzuziehen. 1898 sendete dieser erstmalig sein Leuchtfeuer hinaus auf's Meer. 

Der Mitarbeiter vom Wasser- und Schifffahrtsamt erzählt so einiges und ist ganz froh, wenn sich jemand interessiert, "dann hab ich Ablenkung" - und die tut hier ziemlich Not, es ist unheimlich heiß hier oben in der Glaskuppel. Ihn schickt man für Reparaturen meist hinauf, weil er der Jüngste unter den Kollegen ist. Die geladenen Gäste, für die er heute eigentlich auf den Turm stieg, machen sich aber leider nur sehr gezählt auf den Weg nach oben. 

 

 

Ach du schöner Leuchtturm du mit dem fantastischen Blick über's Darßer Land: wir guten 100.000 Besucher pro Jahr wissen dich sehr zu schätzen und genießen jeden Blick in die Ferne und jenen auf die verschiedenen Grüns im Wald von den Kiefern und Buchen und ... oder einfach "nur" den Blick hinunter zum Strand.